Ins Wasser springen und schwimmen lernen

Die achtjährige Carlotta hat beim PSV Eutin ihr Seepferdchen-Abzeichen erworben

Vielleicht haben Sie sich beim Lesen dieser Überschrift gedacht: Warum ist das einen Bericht wert, wo doch ständig Kinder nach bestandenem Schwimmkurs mit dem Seepferdchen im Badedress loslegen? Eigentlich sollte es Normalität sein, was wir im Folgenden erzählen. Die Realität sieht aber anders aus. Denn Inklusion ist immer noch eher Ziel als Alltag. Und deshalb haben Carlotta, die mit dem Down-Syndrom lebt, und ihre Eltern ihre Geschichte vom großen Erfolg mit uns geteilt.

Dass sich ihre Tochter im Wasser pudelwohl fühlt, haben Claudia und Marco Muuß früh bemerkt. Carlotta ist eine echte Wasserratte. Als die Mutter vom Seepferdchen-Kurs des PSV Eutin liest, ruft sie an und fragt nach einem freien Platz. Bei Sascha Zellmer ist sie richtig. Dem Leiter der Schwimmsparte sind Berührungsängste fremd. Vorbehalte kennt er nicht. Nach kurzer Abstimmung mit seinem Team steht fest: „Okay, wir probieren es“. Probieren, weil es bis dato keine Erfahrungen mit dem Schwimmunterricht für Kinder mit Behinderung im Verein gibt. Was Sascha Zellmer aber weiß: „Carlotta ist ein Kind wie jedes andere. Manche lernen schnell und andere langsam“. Einige Besonderheiten gibt es trotzdem, auch um das Trainerteam abzusichern und der großen Verantwortung gerecht zu werden: So darf Carlottas Mutter als Bezugsperson mit ins Becken und die Gruppe der Betreuenden wird um zwei junge Helferinnen aufgestockt.

Carlotta fühlt sich vom ersten Tag an wohl, ist immer voll bei der Sache: „Unser Sonnenschein“, sagt Sascha Zellmer. Es braucht keine lange Anlaufzeit, um mit Carlotta warm zu werden. Sie erzählt gern von sich und sie ist ihrerseits neugierig auf andere Menschen. Mit dieser Offenheit ist sie auch in den Schwimmkurs gestartet. Als feststeht, dass ein Kurs nicht ausreicht, um die Seepferdchen-Prüfung abzulegen, geht Carlotta in die zweite Runde. Und am Ende schafft sie, womit ihre Eltern nicht gerechnet haben: Sie schwimmt eine Bahn, springt ins Wasser und taucht. „Das war gar nicht unsere Erwartung. Uns lag am Herzen, dass sie Sicherheit gewinnt, wenn sie im Wasser ist“, erinnert sich Mama Claudia Muuß. Gleichwohl ist auch den Eltern aufgefallen, dass sie gut mitmacht. Und wenn es ihr oder anderen Kindern schwerfällt, sich zu konzentrieren, wissen die Betreuerinnen und Betreuer, wie man die Schwimm-Neulinge bei der Stange hält. „Das Wichtigste bei den Kleinen ist der Spaß“, weiß Sascha Zellmer. Und Spaß macht es offensichtlich, beim PSV das Schwimmen zu lernen, denn Carlotta hat nicht nur selbst das Schwimmabzeichen erworben, sie hat auch ihre Freundinnen für den Kurs geworben.

„Inklusion wird grundsätzlich immer wichtiger, eine spezielle Fortbildung aber gibt es bislang nicht für die Übungsleiter*innen“, so Sascha Zellmer. Und so haben sich die Ehrenamtlichen der Schwimmsparte an das gehalten, was ihnen die Namensgeberin des Eutiner Bades und vielfache Medaillengewinnerin Kirsten Bruhn jüngst mit auf den Weg gegeben hat: „Versucht es einfach mit der Inklusion“.

Bericht: Astrid Jabs
Der Reporter Eutin

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